Ute wöllmann schreibt: 

https://utewoellmann.de/lebenslauf/

 

Ich sehe was, was du nicht siehst …

 … dieses Spiel aus unser aller Kindheit steckt den Rahmen ab,
den das Werk von Bettina Rohrschneider umfasst.


Bettina Rohrschneiders Arbeiten sind facettenreich, so wie das Leben und so wie Bettina Rohrschneider selbst. Vordergründig springt einem zumeist eine Figur ins Auge, manchmal auch zwei. Diese sind verwoben in einer Vielzahl an malerischen Schichten, verstrickt in Ornamenten und Mustern und Silhouetten.


Die Künstlerin bedient sich der Technik der Collage, als Bildträger nutzt sie Wellpappen. Hier hat sie für sich ein vielseitiges Material entdeckt, das in erster Linie leicht und von daher eben auch leicht zu transportieren und genauso leicht zu verarbeiten ist. Es lässt sich gut schneiden und kleben. Es hat mehr als ein Aussehen: Braunes Packpapier kaschiert zumeist ein  welliges Innenleben. Mehrfach übereinandergeklebt oder das Innenleben freigelegt oder eine Form ganz herausgeschnitten, so lässt sich das Bild als Relief in die dritte Dimension ausbauen. Kombiniert mit der räumlichen Wirkung von Farbe, kreiert Bettina Rohrschneider ein verwirrendes Spiel auf allen Ebenen. Dies macht ihre Bilder so packend. Ihrem Zugriff kann man sich kaum entziehen!


Ihre Porträts zeigen oft Frauen, die dem Betrachter selbstbewusst direkt in die Augen schauen, die herausfordernd posieren, sich schön gekleidet darbieten, die Augen verdrehen oder die Zunge herausstrecken. Keck und frech provozieren sie mitunter, locken den Betrachter in ein Spiel mit dem Bild und seinen Sujets. Das Spiel heisst: Du siehst was, und du siehst doch nicht alles! Denn Bettina Rohrschneider baut manchmal, längst nicht immer, Geheimfächer in ihre Bilder ein und findet es nicht schlimm, wenn ein zukünftiger Besitzer dieses Geheimfach vielleicht gar nicht findet oder erst sehr viel später entdeckt. In jedem Fall gibt es einen ausgeprägten Spieltrieb bei Bettina Rohrschneider, den sie in ihren Bildern vehement auslebt. Auch ihre Bilder haben oft zwei Gesichter. Entweder gibt es eine Ziehmechanik, mit der man einen mit zwei Gesichtsausdrücken bemalten Streifen vor einem ausgeschnittenen Loch im Bild hin und her ziehen kann und auf diese Weise die Figur einmal nach oben schaut oder den Blick schamvoll nach unten senkt. Oder sie hat in mühevoller Detailarbeit eine Fläche mit kleinen, aufrecht stehenden Dreiecken beklebt, die zum Darüberstreichen animieren und den gleichen Effekt im Bild evozieren, wie es die meist auf Pullis applizierten farbwechselnden Wende-Pailetten tun, die derzeit bei jungen Mädchen schwer in Mode sind.


In vielen Bildern von Bettina Rohrschneider begegnen uns Paare. Sie benutzt hierfür oft das Stilmittel der Spiegelung. Collage produziert durch das Herausschneiden ganz nebenbei immer auch eine Reihe von Negativformen, die Bettina Rohrschneider sehr oft in ihren Bildern sowohl kompositorisch wie auch inhaltlich einsetzt. Dabei spielt sie mit den Möglichkeiten des Spiegelns. Natürlich sind es nicht die gleichen Figuren, denen wir gespiegelt begegnen. Die Änderungen sind das Spannende und zugleich auch der Inhalt. Spieglein, Spieglein an der Wand … selbst eine Königin konnte seinerzeit schon einem Spiegel nicht trauen. Und so werden wir mit einer Vielzahl von gedoppelten Figuren, Halbfiguren, Armen, Händen, Bäumen, Silhouetten konfrontiert, die alle ein Eigenleben offenbaren.


Collage kann außerdem auch vieles miteinander kombinieren, im Grunde kann alles verwendet werden bis hin zu plastischen Materialien. Und genau dies nutzt Bettina Rohrschneider, um ihre Bilder so vielfältig wie möglich zu gestalten. Ohne Scheu und so ungeniert wie ihr eigenes Bildpersonal klebt Bettina Rohrschneider aufgerüschte Papierblumen, schwarze Flaumfedern, Konfettipunkte, Styroporkugeln in ihre Bilder oder spinnt mit Fäden ins Bild geschnittene Löcher wieder zu. So entsteht über Wochen eine dichte Textur und reichhaltige Bildoberfläche, die wir staunend betrachten und an der man sich nicht satt sehen kann!


In dem von Wolfram Völcker herausgegebenem Buch »Was ist gute Kunst?« (2017, Hatje Cantz Verlag, S. 25) antwortet Gudrun Inboden (Kunsthistorikerin, Museumskuratorin und von 2003–2007 stellvertretende Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart, 1997 und 1999 Kuratorin der deutschen Pavillone auf der Biennale Venedig) auf die Frage, woran sie ein herausragendes Werk erkenne: „An seiner ›qualitas occulta‹, die mir ›etwas zu bedenken gibt‹.“ Und erläutert weiter: »… zumal man mit ›Kriterien‹ und ›Ansätzen‹ die Bereitschaft zum Verführtwerden und zur Metamorphose ablehnt und so den Zugang zur Frage nach der Qualität verbaut.« In diesem Sinne bringt Bettina Rohrschneider alles mit, was gute Kunst sein soll!

 

VITA

 

03/2022

2017-2022

03/2015

seit 05/1996

09/1993

Bettina Rohrschneider lebt und arbeitet in Magdeburg

Ernennung zur Meisterschülerin von Ute Wöllmann 

Studium an der Akademie für Malerei Berlin 

Ateliereröffnung, Klosterbergestraße 26, Magdeburg 

Grafikdesignerin am Fraunhofer IFF, Magdeburg 

Abschluss als Multimedia Designerin, mediadesign

 


STIPENDIEN

05/2019

Stipendiatin des Austauschprogramms der Freien Akademie der Bildenden Künste Kärnten, Klagenfurt/

Österreich und der Akademie für Malerei Berlin für einen Studienaufenthalt in Klagenfurt

 


AUSSTELLUNGEN

07/2023

06/2023

01/2023

03/2022

02/2020

08/2019

05/2019

 

02/2018

12/2016

01/2015

05/2015

01/2014

08/2013

Einzelausstellung »Zwischen Traum und Tierkreis« Retrospektive aus den Jahren 2001-2014, Fabularium Magdeburg 

Einzelausstellung, »Ich sehe was, was du nicht siehst…«, Rathaus, Magdeburg 

Einzelausstellung »Ich sehe was, was du nicht siehst…«, Volksbad Buckau, Magdeburg

Öffentliche Präsentation, Einzelausstellung zum Abschluss des Studiums, Akademie für Malerei Berlin

Öffentliche Präsentation, Einzelausstellung zur Aufnahme in das Masterstudium, Akademie für Malerei Berlin

Gruppenausstellung, »Sex und So«, Akademie für Malerei Berlin

Gruppenausstellung der Stipendiatinnen, Galerie der Berufsvereinigung Bildender Künstler Österreich,

Landesverband Kärnten (BV-Galerie), Klagenfurt

Öffentliche Präsentation, Einzelausstellung zur Aufnahme in das Hauptstudium, Akademie für Malerei Berlin

Einzelausstellung  »Ich erzähle die deine die meine Geschichte«, Volksbad Buckau, Magdeburg

Einzelausstellung »Zeitsplitter «, Schloss Leitzkau, Gommern

Einzelausstellung »Zeitsplitter«, Volksbad Buckau, Magdeburg 

Einzelausstellung »Lebenssturm«, Volksbad Buckau, Magdeburg 

Gruppenausstellung, Projektzentrum für zeitgenössische Kunst, Motorenhalle Kultur Forum Dresden