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Ich sehe was, was du nicht siehst …
… dieses Spiel aus unser aller Kindheit steckt den Rahmen ab,
den das Werk von Bettina Rohrschneider umfasst.
Bettina Rohrschneiders Arbeiten sind facettenreich, so wie das Leben und so wie Bettina Rohrschneider selbst. Vordergründig springt einem zumeist eine Figur ins Auge, manchmal auch zwei. Diese
sind verwoben in einer Vielzahl an malerischen Schichten, verstrickt in Ornamenten und Mustern und Silhouetten.
Die Künstlerin bedient sich der Technik der Collage, als Bildträger nutzt sie Wellpappen. Hier hat sie für sich ein vielseitiges Material entdeckt, das in erster Linie leicht und von daher eben
auch leicht zu transportieren und genauso leicht zu verarbeiten ist. Es lässt sich gut schneiden und kleben. Es hat mehr als ein Aussehen: Braunes Packpapier kaschiert zumeist ein welliges
Innenleben. Mehrfach übereinandergeklebt oder das Innenleben freigelegt oder eine Form ganz herausgeschnitten, so lässt sich das Bild als Relief in die dritte Dimension ausbauen. Kombiniert mit
der räumlichen Wirkung von Farbe, kreiert Bettina Rohrschneider ein verwirrendes Spiel auf allen Ebenen. Dies macht ihre Bilder so packend. Ihrem Zugriff kann man sich kaum entziehen!
Ihre Porträts zeigen oft Frauen, die dem Betrachter selbstbewusst direkt in die Augen schauen, die herausfordernd posieren, sich schön gekleidet darbieten, die Augen verdrehen oder die Zunge
herausstrecken. Keck und frech provozieren sie mitunter, locken den Betrachter in ein Spiel mit dem Bild und seinen Sujets. Das Spiel heisst: Du siehst was, und du siehst doch nicht alles! Denn
Bettina Rohrschneider baut manchmal, längst nicht immer, Geheimfächer in ihre Bilder ein und findet es nicht schlimm, wenn ein zukünftiger Besitzer dieses Geheimfach vielleicht gar nicht findet
oder erst sehr viel später entdeckt. In jedem Fall gibt es einen ausgeprägten Spieltrieb bei Bettina Rohrschneider, den sie in ihren Bildern vehement auslebt. Auch ihre Bilder haben oft zwei
Gesichter. Entweder gibt es eine Ziehmechanik, mit der man einen mit zwei Gesichtsausdrücken bemalten Streifen vor einem ausgeschnittenen Loch im Bild hin und her ziehen kann und auf diese Weise
die Figur einmal nach oben schaut oder den Blick schamvoll nach unten senkt. Oder sie hat in mühevoller Detailarbeit eine Fläche mit kleinen, aufrecht stehenden Dreiecken beklebt, die zum
Darüberstreichen animieren und den gleichen Effekt im Bild evozieren, wie es die meist auf Pullis applizierten farbwechselnden Wende-Pailetten tun, die derzeit bei jungen Mädchen schwer in Mode
sind.
In vielen Bildern von Bettina Rohrschneider begegnen uns Paare. Sie benutzt hierfür oft das Stilmittel der Spiegelung. Collage produziert durch das Herausschneiden ganz nebenbei immer auch eine
Reihe von Negativformen, die Bettina Rohrschneider sehr oft in ihren Bildern sowohl kompositorisch wie auch inhaltlich einsetzt. Dabei spielt sie mit den Möglichkeiten des Spiegelns. Natürlich
sind es nicht die gleichen Figuren, denen wir gespiegelt begegnen. Die Änderungen sind das Spannende und zugleich auch der Inhalt. Spieglein, Spieglein an der Wand … selbst eine Königin konnte
seinerzeit schon einem Spiegel nicht trauen. Und so werden wir mit einer Vielzahl von gedoppelten Figuren, Halbfiguren, Armen, Händen, Bäumen, Silhouetten konfrontiert, die alle ein Eigenleben
offenbaren.
Collage kann außerdem auch vieles miteinander kombinieren, im Grunde kann alles verwendet werden bis hin zu plastischen Materialien. Und genau dies nutzt Bettina Rohrschneider, um ihre Bilder so
vielfältig wie möglich zu gestalten. Ohne Scheu und so ungeniert wie ihr eigenes Bildpersonal klebt Bettina Rohrschneider aufgerüschte Papierblumen, schwarze Flaumfedern, Konfettipunkte,
Styroporkugeln in ihre Bilder oder spinnt mit Fäden ins Bild geschnittene Löcher wieder zu. So entsteht über Wochen eine dichte Textur und reichhaltige Bildoberfläche, die wir staunend betrachten
und an der man sich nicht satt sehen kann!
In dem von Wolfram Völcker herausgegebenem Buch »Was ist gute Kunst?« (2017, Hatje Cantz Verlag, S. 25) antwortet Gudrun Inboden (Kunsthistorikerin, Museumskuratorin und von 2003–2007
stellvertretende Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart, 1997 und 1999 Kuratorin der deutschen Pavillone auf der Biennale Venedig) auf die Frage, woran sie ein herausragendes Werk erkenne: „An
seiner ›qualitas occulta‹, die mir ›etwas zu bedenken gibt‹.“ Und erläutert weiter: »… zumal man mit ›Kriterien‹ und ›Ansätzen‹ die Bereitschaft zum
Verführtwerden und zur Metamorphose ablehnt und so den Zugang zur Frage nach der Qualität verbaut.« In diesem Sinne bringt Bettina Rohrschneider alles mit, was gute Kunst sein soll!
Künstlerische Stationen
März 2022
Ernennung zur Meisterschülerin von Ute Wöllmann
Februar 2020
Aufnahme ins Masterstudium, Akademie für Malerei Berlin
Mai 2019
Stipendium an der Freie Akademie der Bildenden Künste – Kärnten, Klagenfurt, Österreich
Februar 2018
Aufnahme ins Hauptstudium, Akademie für Malerei Berlin, Berlin
Oktober 2017
Umzug/Neueröffnung Atelier MoniLisa, Klosterbergestraße 26, Magdeburg
Januar 2017
Aufnahme Basisstudium, Akademie für Malerei Berlin
März 2015
Eröffnung Atelier MoniLisa, Klosterbergestraße 26, Magdeburg
November 2009
Ateliereröffnung MoniLisa-Design, Lostau
September 1993
Abschluss als Multimedia Designerin, mediadesign
Ausstellungen
März 2022
Einzelausstellung mit Vortrag zum Abschluss des Studiums, Akademie für Malerei Berlin |
Februar 2020
Einzelausstellung mit Vortrag zur Aufnahme in das Masterstudium, Akademie für Malerei Berlin
August 2019
Gruppenausstellung »Sex und So«, Akademie für Malerei Berlin
Mai 2019
Gruppenausstellung, Galerie der Berufsvereinigung Bildender Künstler Österreich, Landesverband Kärnten (BV- Galerie), Klagenfurt
Januar bis März 2019
Einzelausstellung, Bauzaungalerie, Magdeburg
Februar 2018
Einzelausstellung mit Vortrag zur Aufnahme in das Hauptstudium, Akademie für Malerei Berlin
Dezember 2016
Einzelausstellung mit der Werkgruppe »Ich erzähle die deine die meine Geschichte«, Volksbad Buckau, Magdeburg
Mai bis Juni 2015
Einzelausstellung mit der Werkgruppe »Zeitsplitter«, Schloss Leitzkau, Gommern
Januar 2015
Einzelausstellung mit der Werkgruppe »Zeitsplitter«, Volksbad Buckau, Magdeburg
Januar 2014
Einzelausstellung mit der Werkgruppe »Lebenssturm«, Volksbad Buckau, Magdeburg
August 2013
Gruppenausstellung, Projektzentrum für zeitgenössische Kunst, Motorenhalle Kultur Forum Dresden
2001 bis 2003
verschiedene Ausstellungen, Galerie Carpediem, Magdeburg
Dezember 1999
Einzelausstellung, Galerie Manthey, Gardelegen